Resumee

Durch die Art der Solmisation der ostinaten Begleitfigur zum Canon super fa mi (BWV 1078) in Verbindung mit der Aussage Fa Mi et Mi Fa est tota Musica – bekennt sich J. S. Bach 1749 in einer für Kenner der alten Musik unmissverständlichen Weise zu den Prinzipien des Stile antico und damit zur alten Modus- und Hexachordlehre. Er solmisiert die Töne der ostinaten Begleitfigur eben nicht modern: do mi fa si, sondern konservativ: fa mi fa mi.

Er solmisiert die Töne der ostinaten Begleitfigur eben nicht modern: do mi fa si – sondern konservativ: fa mi fa mi 

Denn das Subsemitonium modi (heute: der Leitton) wird – so wie es die strenge Hexachordlehre vorschreibt – in Durtonarten ausnahmslos mit der Silbe mi belegt, womit zum Ausdruck gebracht wird, dass, wie auch in dieser Begleitfigur – zwei Hexachorde gleichzeitig im Spiel sind (fa mi bedeutet hier u. a. auch: Systemsprung).

Bachs melodische Formel: fa (aus dem Hexachord mit do = c) mi (aus dem Hexachord mit do = f) fa (aus dem Hexachord mit do = f) und mi (aus dem Hexachord mit do = c) vernäht gleichsam diese zwei Hexachorde miteinander indem sie ständig am neuralgischen Punkt der verminderten Quinte zwischen den beiden Sechston-Klangfeldern hin- und her springt. Dabei wird zwangsläufig auch die »verminderte Quinte« b – e mit den Silben fa mi belegt und erklärt, warum im Merksatz: »Mi contra Fa est Diabolus in Musica« ausgerechnet jenes Intervall gemeint ist und nicht etwa die kleine Sekunde. Diese konjunkte Hexachord-Kombination entspricht dem ins System b-mollariter transponierten hypoionischen Modus, was die Skizze auf S. 29 zu verdeutlichen sucht.

 transponierter hypojonischen Modus